Die Nacht vom 21. auf den 22.12. ist die dunkelste des ganzen Jahres. Aber nicht nur das: Eisige Kälte und die heulenden Winterstürme ließen unsere Vorfahren erschauern. Man munkelte, dass die Tür zur geheimnisvollen Geisterwelt jetzt weiter offensteht als sonst. Grausame Götter sollen durch die Felder ziehen und an den Dachbalken rütteln. Ursprünglich hieß diese Zeit „Rauch-Nächte“, weil Germanen und Kelten Räucherwerk anzündeten, um Unheil von ihren Hütten fernzuhalten.
So fremd uns diese Vorstellungen heute auch sind, eines haben wir mit unseren Ahnen gemeinsam: Ende Dezember haben wir ein ganzes Jahr hinter uns, mit diversen Hochs und Tiefs, und nun klopft ein neues an die Tür. Äußere Umstände haben sich geändert, die Psyche des Menschen ist jedoch dieselbe geblieben. Damals wie heute haben sich Ängste, Hoffnungen und Wünsche angesammelt, die gehört werden möchten. Viele Menschen haben zum Jahreswechsel das Bedürfnis, zurückzuschauen, Altes zu verdauen und voller Zuversicht auf das zu blicken, was kommen mag. So sind die Raunächte eine „Zwischenphase“ – eine Zeit zwischen den Jahren.
Das ist dann besonders wichtig, wenn das Jahr mit großen Herausforderungen verbunden war. Grund genug, die Raunächte zu nutzen, um innerlich aufzuräumen und mit Zuversicht ins neue Jahr zu starten.